STEINE JERUSALEMS
Musik aus Judentum, Christentum und Islam
mit
Hanan EL-Shemouty, Gesang, Qanun, Darabukka, Riqq und persische Daff
Ltg.: Friedemann Stolte
Premiere am 30.11.2006 in St. Petri in Freiberg
weitere Konzerte in Dresden, Berlin, Braunschweig, Marburg
Guillaume Dufay, Urbs Beata Jerusalem
Hanan EL-Shemouty, Asan
Avraham Eilam-Amzalag, Ya’ala, ya’ala
Hanan EL-Shemouty, Taratil Mariam
Heinrich Schütz, Ego dormio, et cor meum vigilat
Heinrich Schütz, Vulnerasti cormeum
Hanan EL-Shemouty, Alquds – Jerusalem
Darius Milhaud, Jerusalem
Hanan EL-Shemouty, Noches
Paul Ben Chaim, Yefe Nof
Orlando di Lasso, Klagelieder Jeremiae III/I
Hanan EL-Shemouty, Ebtihalat Sufi
Yedidya Admon Gorochov, Hit’oreri Jeruschalaim
Friedemann Stolte, Chor der Steine (UA)
Jerusalem wird einerseits in allen drei großen monotheistischen Religionen als himmlische, heilige Stadt, als Stadt der Verheißung und der Fortdauer göttlicher Offenbarung, als Stadt des Friedens besungen, andererseits ist sie wie keine andere Stadt aus religiösen Gründen umkämpft worden. Die Ursprünge auch heutiger Konflikte reichen tief in die Geschichte dieser drei eigentlich einer gemeinsamen Wurzel entstammenden Religionen.
Unser Programm zu diesem vielschichtigen und widersprüchlichen Bild Jerusalems wird von mehreren Fäden durchzogen, z.B. dem der Sprache: jede Religion hat ihre eigene Kultsprache – hebräisch, vorwiegend lateinisch und arabisch – die in diesem Konzert auch zu hören sein werden.
Oder der Faden musikalischer Kultur und der Durchdringung ihrer verschiedenen Entwicklungen: der einstimmige Gesang ist die gemeinsame Wurzel, aus der sich die abendländische Musik in Richtung Mehrstimmigkeit entwickelte, während die arabische Musik die Einstimmigkeit weiterführte.
Und es gibt den Faden der Hoheliedvertonungen. Denn das Hohelied, das heute oft als wunderschöne Liebeslyrik gesehen wird, ist im Laufe der Geschichte auf verschiedenste Weise interpretiert worden, vor allem als allegorische Hochzeit wie zwischen der Braut Jerusalem und Gott oder Christus als Bräutigam.
Diese Fäden, die „Steine“ der Verheißung und die „Steine“ von Tod und Klage münden im Chor der Steine, einem Stück nach einem Text von Nelly Sachs, in eine Art neuen Gesang aus Liebe und Hoffnung:
…kann erwachen an einem Kuß
In diesen Teppich hineingewebt ist die traditionelle arabische Musik. Der orientalische Gesang ist in seinem Stimmansatz ganz anders als der europäische (obwohl dort unsere gemeinsamen Wurzeln liegen) und doch so typisch und charaktervoll, wie das Tonsystem überhaupt, dessen Tonleitern, die makamat, mit ihren Viertel-, Halb- oder auch Dreivierteltonschritten der arabischen Musik ihre charakteristische Farbe geben. Hanan EL-Shemouty begleitet sich selbst auf typischen orientalischen Instrumenten: dem Qanoun, einem zitherartigen Instrument, mit der Daff, einer Form der persischen Rahmentrommel, oder der Darabukka.
Hanan EL-Shemouty wuchs in Kairo auf und studierte sowohl westliche Musik (Klavier) als auch klassisch-arabische Musik (Qanun / 84-saitige Zither). 1981 bis 1994 war sie am Kairoer Opernhaus als Musikerin für Qanun, Perkussion, für den arabischen und westlichen Gesang und für die Leitung von kleinen Ensembles tätig.
In den Jahren 1983 bis 1994 arbeitete sie als Hochschullehrer an der Helwan Universität zu Kairo im Fach Komposition und Theorie. 1994 bekam sie ein Stipendium vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD). Von 1994 bis 1999 studierte sie Wissenschaften der Musik, des Theaters, des Films und Fernsehens an der Universität zu Köln. Zuletzt absolvierte sie ein Aufbaustudium im Fach Musiktheater an der Kölner Musikhochschule. Seit 1999 lebt sie in Berlin und beschäftigt sich mit dem neuen Musiktheater Deutschlands. Zu diesem Thema arbeitet sie an einer Dissertation. 2001 gründete Hanan EL-Shemouty das „Layaly Ensemble“ für klassische orientalische Musik in Berlin.
Hanan EL-Shemouty spielt mehrere Instrumente (Qanoun, Klavier, Akkordeon, Perkussion, Laute) und singt klassische arabische Lieder in Solo-Konzerten, mit verschiedenen Gruppen und mit einzelnen bekannten Musikern, auch im Bereich der Filmmusik, des Musiktheaters und der Oriental-Jazz Musik. Sie beschäftigt sich mit dem Thema „Orient-Okzident“ und „Oriental-Jazz“, aber auch mit spiritueller Musik wie der Sufimusik der Mevlavi und der mittelalterlichen Musik. Sie sucht die Integration der verschiedenen Kulturen, die Verbindung der Tradition mit der Moderne, die Ebene, wo Musiker der orientalischen und westlichen Kulturen zusammenfinden können.