Pfefferhase in Madrigal

eine Madrigalkomödie der italienischen Renaissance getaucht in zeitgenössische Musik
1608 / 2018

Adriano Banchieri, Komposition
Friedemann Stolte, Komposition und musikalische Leitung
Bessiner Kammerchor
Janko Lehmann, Pantomime
Anija Seedler, Ausstattung und Inszenierung

Premiere am 25.3.2018 in der Denkmalschmiede Höfgen bei Leipzig. Weitere Konzerte bisher in Braunschweig, Chemnitz, Stralsund, Swantow und Altenkirchen auf Rügen, Zwenkau.

Trailer zum Pfefferhasen

So ein Braten braucht seine Zeit. Und weil er der letzte vor der langen Fastenzeit ist, treibt er allen Beteiligten wesentliche Gedanken durchs Hirn und schlagende Rhythmen durch die Glieder. In genreübergreifendem Miteinander von szenografischer Objektkunst, pantomimischer Groteske, dem „ohralspektakel“ (2018, UA) sowie einer Madrigalkomödie der italienischen Renaissance entwickelt sich ein szenisches Spiel über Fragen unserer Existenz, über Mühen und Erfolge, Scheitern, Saufen, Trost und Sterben, Lieben und Gebratenwerden, über Auferstehung und die Poesie des Lebens in ihrer unentwegten, ewig hoffnungsbeladenen Metamorphose voller Überraschungen.

Angestiftet von Adriano Banchieris Posse „Festino“, vor dem Hintergrund des venezianischen Karnevals entstanden, komponierte Friedemann Stolte sein nicht weniger deftiges „ohralspektakel“, dass hier zur Uraufführung gelangt. Banchieris Verwendung unsinniger Lautsprache, der Nachahmung von Instrumenten wie von Tieren, sprachlichem Nonsens wie auch der Übertreibung von Dialekten bis zur Unverständlichkeit findet in Stoltes Stücken eine zeitgenössische Entsprechung und Fortführung. Im Humor finden beide Freiheit von Schubladen, im Unsinn Erholung von allzu leichtfertiger Sinngebung. Stoltes Stücke nutzen die Jonglage mit Idiom und Stil und den spielerischen Zugang zu zeitgenössischen Kompositionstechniken.

Dazu gesellen sich – motivisch verknüpft oder in anspielungsreichem Kontrapunkt – die Objekte von Anija Seedler, mit denen sie das Geschehen entwickelt und vorantreibt. In an unter auf einer verstaubten Festtafel finden sich nur noch Bruchstücke alter Möbel und Geräte, die in immer neuer Verwendung und antropometrischer Anpassung zu Kostümelementen der Chorsänger oder zu Spielelementen des Pantomimen werden. Beider Wechselspiel macht auch den Chor zum agilen Bestandteil der Szene.

Aus der surrealen Umnutzung der verwandelten Möbel entwickelt Janko Lehmann in einem nicht endenden Narrenspiel und akrobatischen Klamauk sein pantomimisches Spiel. Es nimmt die musikalisch und objekttheatralisch angelegten Motive auf, ergänzt, lässt Unsinn zu Sinn und Sinn zu Unsinn und die menschliche Dimension all dessen fühlbar werden.

Am Ende löst sich die allen im Eingang versprochene Festtafel überraschend auf: Wie ein Phoenix aus der Asche erhebt sich der so gründlich zubereitete Pfefferhase in Madrigal …

English version at the end

ausführliche Informationen zum Programm
BessinerKammerchor_PfefferhaseInMadrigal_web_.pdf [1,72 MB]

Kurzinfo zur Presseankündigung
BKC_Pfefferhase_Presseinformation.pdf [100,10 kB]

Künstlerbiografien
PfefferhaseInMadrigal_Biografien_web_.pdf [681,39 kB]

Programmzettel
BKC_Pfefferhase_Programmzettel_.pdf [1,49 MB]

Trailer zum Pfefferhasen

druckfähige Fotos
BessinerKammerchor_Pfefferhase_FotoWaltherLeKon_9686_3000px.jpg [2,86 MB]

BessinerKammerchor_Pfefferhase_FotoWaltherLeKon_8942_4000px_.jpg [7,93 MB]

BKC_Pfefferhase_2018__Szene_FotoBKC_5048.JPG [3,35 MB]

BessinerKammerchor_Pfefferhase_FotoWaltherLeKon_9224uea_2600px_.jpg [1,96 MB]

ein druckfähiges CHORFOTO:
BessinerKammerchor_2018_Pfefferhase_Hoefgen_3000px_.jpg [2,85 MB]

Django Lemon alias Janko Lehmann

ist geboren und aufgewachsen in Karl-Marx-Stadt.
Idyllische Kindheit zwischen karger Plattenbausiedlung und wilder Erzgebirgslandschaft.
Wanderjahre, Abitur, Ausbildung und das Erlernen der Jonglage und Artistik.
Studienreisen nach Rumänien, Slowenien, Frankreich und Italien.
1994 Gründung des Gaukler- und Artistenduos „Die Radugas“ mit Axel Rehwagen
1994–1999 Studium der Holzgestaltung an der FH für Angewandte Kunst in Schneeberg bei Prof. Gerd Kaden,
Schwerpunkt Entwicklung von Spiel- und Theaterrequisiten
1996/97 Italienaufenthalt
Seit 1999 selbstständig als Artist / Jongleur in verschiedensten Konstellationen
2000-2004 zahlreiche Theatertourneen nach Italien mit den „Radugas“
2002 Gründung des „Burgstrassentheaters“ in Rochlitz
2008/2010 Studienreisen nach Tel Aviv
lebt seit 2010 mit seiner großen Familie in der Leipziger Baumwollspinnerei
2012 Clownsworkshop mit „dream doctor“ Shlomi Golan (Israel), 2012/13 Tanzworkshop mit Tänzerin
http://www.dasharlekino.de/


Anija Seedler

Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig, Illustration und Grafik bei Prof. Volker Pfüller und Prof. Rolf Münzner (2001/2002) Bühnen- und Kostümbildnerin für verschiedene Theater in Deutschland, Italien und Frankreich (1996-2005) Gewandmeisterin am Theater Annaberg-Buchholz (2000) FH für Angewandte Kunst Schneeberg, Diplom mit Auszeichnung (1998) Kostümassistenz am Teatro Comunale di Bologna (1996-97)

Preise und Stipendien
Projektförderung Kulturstiftung des Freistaates Sachsen, Dresden (2013); Phönix Kunstpreis / Mediantis Stiftung München / Tutzing (2012); Arbeitsstipendium Kulturstiftung des Freistaates Sachsen, Dresden (2012); Kunstpreis der Stadt Limburg (2011); Arbeitsstipendium Künstlerhaus Lukas, Ahrenshoop (2010); Projektförderung Stiftung Kunstfonds, Bonn (2006); Stipendium des Deutsch-Französischer Kulturrat,
Saarbrücken (2004); Anerkennungspreis Biennale giovani artisti di Bologna (1999); Kirchhoff-Hummel-Preis, Zwickau (1998); Leonardo da Vinci Stipendium, Dresden (1996)

Arbeiten in öffentlichen Sammlungen
Staatliche Kunstsammlungen Dresden / Kunstfonds, Stiftung Moritzburg – Kunstmuseum des Landes Sachsen Anhalt, Brandenburgische Kunstsammlungen Cottbus, Neue Sächsische Galerie – Museum für zeitgenössische Kunst Chemnitz, Akademie der Künste Berlin

Theaterprojekte
design and realization stage and costumes 1997–2006
Teatro Orfano, Bologna / Italy, Teatro al improvviso, Mantova / Italy, Teatro Reon, Bologna / Italy, Teatro Comunale di Bologna / Italy, Le Supplici , Bologna / Italy, Compagnie Galindo, Nantes / France, Schattentheater Anasages, Chemnitz, Eduard-von-Wintersteintheater Annaberg-Buchholz, Filmwerkstatt Chemnitz, Bühne Hannelore, Leipzig, Oper an der Leine, Hannover, Tuuli Tuli, Quattro Vaganti, Narrateau,
Raduga, PanPanazee, Daniela Schwalbe, Das Burgstrassentheater, Valeria di Modica, Fabrizio Favale, Josias, Torres Galindo “Woyzeck – ein Kinderspiel”, “Non C´`e”, “Pippi Langstrumpf”, “Aschenbrödel” v. Robert Walser, ”Il Canto della rana”, “Poemetto Assasino”, “Virginity”, “white becomes white”, “Mr. Emmett takes a walk” P. M. Davis, “Tagebuch einer New Yorker Lady”. Dorothy Parker, “Die Teekanne” v. H.C. Andersen, “Know not what tomorrow will bring” nach Fernando Pessoa sowie für freie Stücke und Performances wie z.B. “Signale”, “Zirkus der Stille”, “Schokolade für Alle”, ”Frosch Franz ein Weihnachtsmärchen”, “O-Saft”, “Picasso”, “Der Mondschneckenkuss”, “Erdferkel werkeln ewig”

http://www.anija-seedler.de

Pfefferhase in Madrigal Peppered Hare with Madrigal
A Madrigalic Comedy from the Italian Renaissance doused in Contemporary Music

Adriano Banchieri, Composition
Friedemann Stolte, Composition and Musical Direction
Bessiner Chamber Choir
Janko Lehmann, Pantomime
Anja Seedler, Prop and Set Design and Staging
Preview of Pfefferhase

A roast like this takes its time. And because it is the last of its kind before a long fast, it sends primal thoughts into the minds and hammering rhythms through the bodies of all those present. “Pfefferhase” is a genre-bending synthesis of scenographic object art, pantomimed Theater of the Grotesque, “ohralspektakel” (2018, UA) and a Madrigalic comedy from the Italian Renaissance. From this fusion comes a staged performance that poses existential questions, deals with themes of hardship and success, of failure and boozing, of consolation and death, of love and of being roasted. The performance prompts the viewer to contemplate resurrection and the poetry of life which is full of surprises in its perpetual, ever-hopeful metamorphosis.

Inspired by Adriano Banchieri’s farce “Festino,” which takes place against the backdrop of a Venetian carnival, Friedemann Stolte composed his hearty “ohralspektakel”, which premiers here. Banchieri’s use of the nonsensical spoken language, imitations of instruments as well as of animals, and linguistic nonsense, such as the exaggeration of dialects to the point of incomprehension, find contemporary resonance in Stolte’s piece. By using humor they both find themselves free from being pigeonholed and through nonsense they escape careless interpretation. Stolte’s piece juggles idioms, style and a playful approach to contemporary compositional technique.

In addition, Anija Seedler’s props, either linked to the piece’s motifs or rich with insinuated contrast, are what develop and drive “Pfefferhase.” Underneath a dusty banquet table are pieces of old furniture and appliances that are continually repurposed as modifications to the choir members’ costumes or as props for the pantomime. This interplay makes the choir an integral part of each scene as well.

From the surreal reuse of the transformed furniture Janko Lehmann develops his pantomime full of never-ending farce and acrobatic slapstick. His pantomime takes from the established motifs of musical and object theater and it adds a palpable human dimension. To nonsense it adds sense and to sense it adds nonsense.

At the end, everything that was promised by the banquet table at the entrance surprisingly dissolves: like a phoenix out of the ashes, the thoroughly prepared peppered hare with Madrigal rises…

Bessiner Kammerchor e.V.