über kurz oder langZEITMUSIK

mit Georg Wieland Wagner, Vibraphon und Marimbaphon und mit Franziska de Jong, Bassquerflöte und Querflöte
Ltg. Friedemann Stolte

Premiere am 28. Mai 2011 in der Marienkirche, Herzberg/Elster
weitere Konzerte in Berlin, Braunschweig, in Bobbin und Waase auf der Insel Rügen, in Hoyerswerda und bei den Tagen der jüdischen Kultur in Chemnitz

über kurz oder lang ist ein Programm über kürzeste Momente und himmlische Zeitlosigkeit, zwischen denen sich unsere Wahrnehmung von Zeit spannt. Dabei können kürzeste Augenblicke zu Ewigkeiten werden, subjektiv grenzenlos erlebte Zeit kann objektiv gemessen eine kurze Dauer haben. Das Nachdenken über die Zeit knüpfte geschichtlich ihren Wert weniger an die Dauer als an Erfahrungen von Dichte und Erfüllung, von Intensität und Sinnhaftigkeit und das Bewußtsein ihrer Endlichkeit im einzelnen Leben. In unserem Konzertprogramm stehen sehr unterschiedliche Zeitvorstellungen der Kulturgeschichte dicht neben einander, vom heilsversprechenden Denken unserer christlich-abendländischen Tradition über die stärker Raum und Zeit verbindenden Wahrnehmungen der griechischen Überlieferung bis zum zyklisch orientierten Denken des Fernen Ostens. Im Kern geht es immer wieder um das Leben, das wir mit unserer Lebenszeit geschenkt bekommen, um seine Erfüllung und seine Vergänglichkeit.

Der erste Teil der Kantate „Gottes Zeit ist die allerbeste Zeit“ von J. S. Bach erhält seine Spannung aus den wechselnden Zeitmaßen, die in ein unerbittliches Gehen münden: „Mensch, du mußt sterben…“. Mit der ungewohnten Instrumentierung wird zeitliche Distanz zwischen der Entstehungszeit und heute spürbar.
In Monteverdis Madrigalzyklus „Lamento d‘ Arianna“ hören wir eine Musik gewordene Klage. Die von Theseus auf einer einsamen Insel zurück gelassene Ariadne beklagt ihr Schicksal. In genialer Weise entfaltet Monteverdi das emotionale Spektrum von Trauer, Verzweiflung und gebrochenem Lebenswillen bis zu Anklage, Zorn und Rachegefühlen. Hier geht es um die Zeit eines gemeinsamen Lebens, das durch die Flucht verraten, entwertet und unmöglich geworden ist.
Die Vertonungen von Haikus in den „Ginsterblüten“ Friedemann Stoltes sind analog zur dichterischen Struktur musikalische Momentaufnahmen, Bilder, Impulse, Anstöße. So wie ein Haiku 17 Silben hat (5+7+5), so ergeben die 17 kurzen Stücke dieses Zyklus ein „musikalisches Haiku“.
Am Ende steht Musik des englischen Renaissance-Komponisten John Sheppard. Seine Vertonung der Antiphon Media vita, die uns in Luthers Lied „Mitten wir im Leben sind von dem Tod umfangen“ geläufig ist, führt uns in himmlische Klangregionen in einem nicht enden wollenden, paradiesischen Strömen, so daß man den Wunsch aufsteigen spürt, es möge niemals enden.

Johann Sebastian Bach Gottes Zeit ist die allerbeste Zeit
erster und zweiter Teil der Kantate BWV 106
bearbeitet für Chor, Marimba und Flöten von Friedemann Stolte

Georg Wieland Wagner MAYUMAN
ein Gesang aus der Welt der ungemessenen Zeit
für Flöte, Vibraphon & Marimba

Claudio Monteverdi Lamento d’Arianna
Madrigalzyklus aus dem Sechsten Madrigalbuch (1614)
für fünfstimmigen Chor a cappella

Friedemann Stolte ginsterblüten (UA)
17 Haikuvertonungen für Baßflöte, Marimba und Chor

John Sheppard Media vita
für sechsstimmigen Chor a cappella


Franziska de Jong
Querflöte, Baßquerflöte
studiert Flöte an der Hochschule für Musik „Carl Maria von Weber“ in Dresden

Georg Wieland Wagner
Marimba / Percussion / Komposition
1967 geboren, Studium der klassischen Percussion an der Musikhochschule Dresden, 1989-1994 Pauker / Schlagzeuger am Staatstheater Cottbus, seit 1994 freischaffend, seit 1996 wiederholt Reisen durch Südamerika, 1999 Gründung von GUALACEO – vertonte Lyrik des südamerikanischen Kunstraums, enge Zusammenarbeit mit den Komponisten Hans Rotman (Amsterdam) und Caspar Renè Hirschfeld (Berlin), regelmäßige Mitwirkung an Performances des Kölner Künstlers Rochus Aust und Gast in dessen Ensemble RE – LOADFUTURA, 2005 musikalischer Assistent und Livemusiker am Volkstheater Wien in der „Spiegelgrund“ – Inszenierung von Johann Kresnik
Soloprogramme, u.a. „Von der anderen Halbkugel“ für Marimba und Metallobjekte, zahlreiche Aufführungen im In-und Ausland
Komposition von Theatermusiken u.a. für Leipzig, Dresden, Magdeburg, Potsdam, Oldenburg und Erfurt, Kompositionen für Orchesterbesetzung: FELDMOR (2001), CANCIONES DE UNA LUNA CALIENTE (2004)
zur Webseite von Wieland Wagner


über kurz oder lang_ZEITMUSIK: das Programmheft
Bessiner_Programmheft_ueber_kurz_oder_lang_zeitmusik.pdf [232,23 kB]

Bessiner Kammerchor e.V.